Der Daemon des Kriegers - Roman by Ari Marmell

Der Daemon des Kriegers - Roman by Ari Marmell

Autor:Ari Marmell
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2011-07-28T16:00:00+00:00


17

»Bist du dir wirklich sicher, Corvis?«

»Ich bin mir nie sicherer gewesen.«

»Aha. Also bist du dir eigentlich nicht sicher.«

Kriegsfürst und Hexe standen in einem kleinen Wäldchen, das zwar vermutlich nicht so alt war wie der Theaghl-Gohlatch, aber dennoch älter als Imphallion. Die Baumriesen, Giganten mit Bärten aus Blättern und Tränen aus Moos, achteten nicht auf die winzigen Kreaturen, die tief unter ihnen umherhuschten.

Seilloah hatte behauptet, dass dies ein Ort der Macht sei, einer Macht, die sie gerade entweihten, für die nachfolgenden Generationen vergifteten. Am Rande eines primitiven Kreises – keine Lichtung, sondern lediglich eine Stelle, an der die Bäume einigermaßen weit auseinanderstanden – saßen dreizehn Männer und Frauen auf der Erde, fest an die unnachgiebigen Stämme gebunden. Ihr Betteln und Flehen war längst verstummt; jetzt störten nur noch verängstigtes Schluchzen und heftige Atemzüge die Stille der Nacht.

Die meisten von ihnen waren Verbrecher, der Rest Soldaten – alles Menschen, die sich für ein Leben voller Gewalt entschieden hatten und von daher wussten, dass eben dieses Leben auf dieselbe Art und Weise enden konnte. Allerdings war Corvis nicht so verlogen, dass er ernsthaft geglaubt hätte, dies mache einen Unterschied.

»Vielleicht bin ich doch noch nicht bereit«, gab er schließlich zu. Er wischte sich die schweißnassen Handflächen an seiner Lederkleidung und dem wollenen Mantel ab, der weitaus besser zu einer Reise durch den Wald passte als die schwarze Rüstung, die er erst kürzlich geschmiedet hatte. »Trotzdem muss es getan werden, nicht wahr?«

Seilloah zuckte mit den Schultern. »Du weißt, dass es danach kein Zurück mehr gibt.«

»Diesen Punkt habe ich schon vor langer Zeit überschritten.« Er kniete sich hin und schlug mit einem Feuerstein Funken über einem lockeren Haufen von Kienholz und Zweigen.

»Hast du schon jemanden ausgewählt?«

»Ja, das habe ich.«

»Und nach welchen Kriterien …?«

»Nach dem Kriterium, dass ich jemanden auswählen muss. Wir haben nur ein paar Namen, und der eine ist so gut wie der andere, nehme ich mal an.« Eine winzige Feuerzunge leckte über das Holz, schien zu erlöschen, flammte erneut auf, und dann kräuselte sich eine winzige Rauchfahne bis in die Blätter. Der Geruch von Weihrauch breitete sich aus. »Sing!«, befahl er.

Genau das tat sie. Ihre Stimme erhob sich in den nächtlichen Himmel, voller nicht menschlicher Worte und unnatürlicher Laute, die selbst die Fledermäuse und die Eulen erschreckten und vertrieben. Dreizehn Mal umkreiste sie das Feuer, und jedes Mal stieß sie Silben aus, die ihr die Kehle hätten zerfetzen müssen. Bei jeder Umkreisung hob Corvis einen eisernen Dolch und schlitzte einem der festgebundenen und inzwischen aus Leibeskräften schreienden Opfer die Kehle auf. Danach reinigte er die Klinge in den leise knisternden Flammen vom Blut.

»Jetzt, Corvis!«, zischte Seilloah. Ihre Stimme klang heiser durch die Beschwörung der mächtigen, nicht menschlichen Worte. »Der Name, bevor die Macht verblasst!«

»Khanda«, knurrte Corvis, und ihm schnürte sich die Kehle zusammen. »Finde denjenigen für mich, der sich Khanda nennt.«

Zum Glück gelang es Corvis, wieder auf die Beine zu kommen und damit zumindest einen kläglichen Rest seiner Würde zu bewahren, bevor die Tür aufflog und Losalis hereinstürmte, den Säbel in der Faust und ein halbes Dutzend Männer im Schlepptau.



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